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Die nächste Grippewelle kommt bestimmt

Erstmals haben Mediziner erhoben, wie viele Kinder in Österreich in einer Grippe-Saison (med. Influenza) sterben – und die Zahlen sind laut Kinderärzten „sehr hoch“: In der Saison 2017/18 starben in Österreich neun Kinder, bei ihnen alle wurde eine Influenza-Infektion nachgewiesen.

Werner Zenz, Pädiater und Infektionsspezialist an der Med Uni Graz hat die Studie an 50 österreichischen Kinderkliniken durchgeführt: „All diese toten Kinder waren an Influenza erkrankt, somit können wir den Tod der Kinder mit der ‚echten Grippe‘ in Verbindung bringen.“ Sechs dieser neun Kinder hatten eine Vorerkrankung, drei waren aber völlig gesund. Und von sechs dieser Kinder ist bekannt, dass sie nicht geimpft waren. Überhaupt liegt die Impfrate in der Steiermark – auch das sind Daten von Werner Zenz – nur bei 4,8 Prozent. Weiters mussten 1900 Kinder in Österreich im Krankenhaus aufgenommen und behandelt werden.

Was bedeuten diese Zahlen nun? „Das sind sehr viele Fälle“, sagt dazu Hans Jürgen Dornbusch, Impfreferent der Ärztekammer. Man kenne Zahlen aus den USA, wo auf 300 Millionen Einwohner 100 Todesfälle bei Kindern pro Influenza-Saison kommen. „Damit hatten wir viel mehr Todesfälle als erwartet“, sagt Dornbusch.

Da es in Österreich keine publizierten Daten dazu gibt, wurden diese erstmalig für die  Influenzasaison 2017/2018 (vom 1.11.2017 bis 31.3.2018) erhoben.

Es wurde eine retrospektive Umfrage unter allen 50 Kinderkliniken in Österreich durchgeführt.
Insgesamt wurden neun Todesfälle mit bestätigter Influenzainfektion im Alter von drei bis zwölf Jahren berichtet.

Drei Kinder hatten keine Vorerkrankung und sechs Kinder hatten eine diagnostizierte Grunderkrankung oder einen Entwicklungsrückstand.

Sechs Kinder hatten keine Impfung gegen Influenza, bei drei sind diesbezüglich keine Daten vorliegend.

Schwere Saison

Woran liegt das? „Die letzte Grippe-Saison war besonders schwer“, erklärt Zenz. Auch das belegen Vergleichszahlen aus anderen Ländern. Und: „Sobald man genauer hinschaut, findet man auch mehr“, fügt Zenz hinzu – die erste Erhebung habe damit Zahlen hervorgebracht, mit denen die Mediziner nicht gerechnet haben.

Wären diese Todesfälle verhinderbar gewesen? Auch dazu hat Zenz Vergleichszahlen aus den USA: Diese besagen, dass die Impfung bei gesunden Kindern zu 65 Prozent einen Todesfall verhindern kann, bei vorerkrankten Kindern zu 50 Prozent. „Somit wäre ein Teil der Todesfälle verhinderbar gewesen, ja“, sagt Zenz.

Warum ist die Impfrate dennoch so gering? Die Influenza-Impfung hat einen schlechten Ruf: „Sie ist nicht die beste Impfung die wir haben“, sagen beide Kinderärzte. Die Wirksamkeit liegt bei 30 bis 70 Prozent, was zum großen Teil daran liegt, dass die Viren im Laufe der Saison mutieren, die Impfung daher nicht mehr so gut passt. „Aber wir haben nichts besseres“, sagt Zenz, der einmal mehr die Empfehlung abgibt, auch Kinder gegen die Influenza impfen zu lassen. Außerdem merkt Dornbusch an: „Seit heuer gibt es für alle die Vierfach-Impfung, die das Wirkspektrum deutlich erhöht.“

Kleine Zeitung, 26.09.2018