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20 Jahre Schwerpunktpraxis Schalk & Pichler – Bericht Lambda-Nachrichten

Anfang April 1996 eröffnete Horst Schalk am Zimmermannplatz 1 im 9. Wiener Gemeindebezirk eine Ordination als praktischer Arzt.

Von Anfang an positionierte er sie offensiv als Praxis für schwule Patienten, wiewohl sie natürlich nie auf diese Gruppe beschränkt war. Und so sitzt man im Wartezimmer zwar auch älteren Damen aus der Nachbarschaft gegenüber, der Männerüberschuss unter den PatientInnen ist aber mehr als augenfällig. Vor fünf Jahren stieß Karl Heinz Pichler als praktischer Arzt dazu, und seither führen die beiden niedergelassenen Ärzte die Ordination als Gemeinschaftspraxis.
Sich von offen schwulen Ärzten behandeln lassen zu können ist für die schwulen Patienten natürlich ein großer Vorteil, denn man erspart sich lange Erklärungen, und die Kommunikation fällt dadurch viel leichter, nicht zuletzt bei Themen und Apekten, die für schwule Männer vordringlich sind – wie HIV/AIDS und sexuell übertragbare Krankheiten, mit denen sich Schalk & Pichler klarerweise schwerpunktmäßig in ihrer Praxis beschäftigen.

Erstaunlich, dass die beiden Ärzte mit ihrer Praxis nach zwanzig Jahren immer noch allein auf weiter schwuler Flur in Wien sind. Eigentlich würde man ja in einer bald 2-Millionen-Stadt ein weitaus größeres Angebot an Schwerpunktpraxen für schwule Männer erwarten, wie dies in vergleichbaren westlichen Metropolen der Fall ist. Auch in Sachen „schwule“ Facharztordinationen zeigt sich ja ein ähnliches Bild – sie sind noch dünner gesät.

Horst Schalk war auch Mitbegründer des Vereins HOMED – Homosexuelle im Gesundheitswesen (www.homed.at). Schalk und sein Lebensgefährte bekämpften übrigens das Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehe in Österreich bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Straßburg beschied ihre 2004 eingebrachte Beschwerde 2010 allerdings negativ und sah im Eheverbot (inzwischen war die Eingetragene Partnerschaft eingeführt worden) keine Verletzung der Europäischen Menschenrechtskonvention (vgl. zuletzt LN 3/10, S. 19 f).

Schalks und Pichlers Praxis am Zimmermannplatz 1 befindet sich in jenem Haus, in dem Josef Kohout (1915–1994), der wegen seiner Homosexualität sechs Jahre in verschiedenen Konzentrationslagern interniert war und dessen Erinnerungen unter dem Titel Die Männer mit dem rosa Winkel und unter dem Pseudonym Heinz Heger veröffentlicht wurden, bis zu seinem Tod eine Wohnung hatte. Schalk hatte daher die Idee, den Platz umzubenennen, was allerdings nicht möglich war. Dank seiner Initiative wurde jedoch die Grün- und Parkfläche vor dem Haus am 30. November 2009 offiziell als Heinz-Heger-Park gewidmet.