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Wie gefährlich sind Poppers?

Auf dem diesjährigen HIV-Kongress „CROI 2014“ in den USA wurde neben vielen hochinteressanten Vorträgen und Workshops ein Poster (wissenschaftliches Plakat) zum Thema „schwerer Poppersgebrauch bei schwulen Männern und der Zusammenhang mit Herzerkrankungen und Krebs“.

Diese Studie (MACS-Kohorten-Studie) ist die beste und grösste Studie an homosexuellen HIV-positiven und -negativen Männern zu diesem Thema. Die Studienteilnehmer waren 3.366 schule und bisexuelle Männer, die von 1987 bis 2007 halbjährlich untersucht wurden. In der Studie wurden diese Männer in Bezug auf Herz- und Nierenerkrankungen, sowie auf das Auftreten von bösartigen Tumoren in Zusammenhang mit dem Gebrauch von Drogen wie zum Beispiel Poppers, Kokain, Heroin, Opiate und einiges mehr untersucht. Zusätzlich wurde der Alkohol- und Tabakkonsum, sowie das Vorliegen einer Hepatitis (B oder C) analysiert. In dieser Studie wurde der „Drogenkonsum“ in 3 Gruppen, je nach Häufigkeit des Gebrauchs unterteilt:

  1. starker Gebrauch: wöchentlich oder mehr
  2. episodischer Gebrauch: monatlich oder weniger
  3. seltner Gebrauch: kaum

Es zeigt sich eine unerwartete Assoziation zwischen starken Gebrauch von Poppers und einer erhöhten Frequenz von Herzkreislauf- und Nierenerkrankungen, sowie bösartigen Tumoren. Die erste Schwäche dieser Studie besteht leider darin, dass in Bezug auf obige Erkrankungen nur Poppers und kein anderes Suchtmittel untersucht wurde. Da viele schwule Männer einen „Mischgebrauch“ aufweisen ist diese Komponente leider vollkommen unter den Tisch gefallen. Überraschend war besonders, dass auch bei HIV-negativen jungen Männern (im Schnitt 33 Jahre) Kapos-Sarkome auftraten, welche üblicherweise nur bei HIV-infizierten oder sehr alten Patienten auftraten.

Persönliche Bewertung des Posters durch Prof. Dr. Göbel (HIV-Schwerpunktpraxis, München):

„In dem Begleitkommentar des Posters wird eine Verbindung zwischen starkem Poppersgebrauch und „neuen Herzkrankheiten“ und Krebs interpretiert. Hier wird offenbar Assoziation und Kausalzusammenhang verwechselt. (…) Ein Kausalzusammenhang bleibt völlig offen, insbesondere gibt es keine Hinweise auf eine pharmakologische, also durch die Inhalation der Poppers selbst ausgelöste, Zunahme der entsprechenden Krankheiten. (…) Eine erhöhte Inzidenz von Plattenepithelkarzinomen („Hautkrebs) und Kaposisarkomen bei HIV-nhegativen Männern weist auf eine andere Deutung des Zusammenhanges zwischen den genannten Erkrankungen und Poppers hin. Poppers führen sallop gesagt, zu erhöhter sexueller Aktivität und damit natürlich zu einem erhöhten Risiko zusätzlicher Virusinfektionen (HPV/Analtumore, Herpes HHV-8/Kaposis-Sarkom).  (…) Möglicherweise hat haben Poppers selbst (dh. pharmakologischen Effekt) keinen Einfluss auf die Erhöhung der beschriebenen Erkrankungen. Die Gefahr liegt wohl eher in der Verhaltensänderung, die durch Poppers ausgelöst werden. Es wäre ein indirekter Effekt, der allerdings in seiner gesundheitlichen Konsequenz nicht weniger gefährlich ist.

Projekt Information Jahrgang 22, Nr. 2 März/April 2014

www.projektinfo.de