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Die Sachen mit den Unverträglichkeiten…

Magengrummeln oder Blähungen nach dem Essen sind ein häufiges Phänomen. Manche Schulmediziner, Heilpraktiker oder Energetiker versprechen eine einfache Lösung: Mit Immuntests wollen sie Allergien und Unverträglichkeiten erkennen. Faktum ist: Die Patienten werden abgezockt – und sollen oft sinnlos auf viele Lebensmittel verzichten.

Schätzungsweise jeder fünfte Österreicher glaubt, dass er bestimmte Nahrungsmittel nicht verträgt. Tatsächlich leiden allerdings nur zwei bis drei Prozent der erwachsenen Bevölkerung und vier bis sechs Prozent der Kinder an einer wirklichen Nahrungsmittelallergie. Daneben gibt es viele Menschen mit einer Nahrungsmittelunverträglichkeit – ein aus medizinischer Sicht vollkommen anderes Krankheitsbild.

Es ist extrem wichtig, beide Erscheinungen korrekt voneinander abzugrenzen:

Die Nahrungsmittelallergie oder Lebensmittelallergie ist eine besondere Form, gekennzeichnet durch eine spezifische Überempfindlichkeit (Allergie) gegen bestimmte Stoffe – in der Regel Proteinbausteine- die in der Nahrung enthalten sind und mit ihr aufgenommen werden. Das Ausmaß der allergischen Reaktion kann interindividuell stark variieren.

Nahrungsmittelallergien äußern sich in Reaktionen der Schleimhaut, zum Beispiel in Form von Schleimhautschwellungen im gesamten Mund-, Nasen- (allergische Rhinitis) und Rachenraum und Anschwellen der Zunge. Symptome im Magen-Darm-Bereich sind z. B. Übelkeit, Rebrechen und Durchfall. Nahrungsmittelallergien können aber auch zu Reaktionen der Atemwege mit Verengung der Bronchien (allergisches Asthma) und der  Haut (atopisches Ekzem, Juckreiz, Nesselsucht) sowie sehr selten zu Gelenkerkrankungen (Arthritis) führen. Im Extremfall kann es zu einem lebensbedrohlichem allergischen Schock kommen. Es handelt sich somit um eine Immunreaktion vom Soforttyp, vermittelt durch das Immunglobulin IgE. Nahrungsmittelallergien sind häufig keine  Allergien  vom Kindesalter an, sonder vielmehr Kreuzallergien, bei denen die ursprüngliche Sensibilisierung gegen ein Allergen gerichtet ist, dass eingeatmet wird. Somit können z.B.  können bei Birkenallergikern, bei denen eine Sensibilisierung gegen das Hauptallergen im Birkenpollen vorliegt, aufgrund einer Kreuzreaktion der Antikörper mit einem ähnlichen Protein im Apfel  beim Verzehr von Äpfeln allergische Symptome  − typischerweise an der Mundschleimhaut − auftreten.

Eine EU Richtlinie von 2007 schreibt vor, dass folgende Zutaten (und daraus gewonnene Erzeugnisse) als mögliche Auslöser von Lebensmittelallergien und -unverträglichkeiten auf verpackten Lebensmitteln angegeben werden müssen, da sie am häufigsten zu Reaktionen vom so genannten Soforttyp führen: glutenhaltige Getreide, d. h. Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel, Kamut, Eier, Erdnüsse, Fische, Krebstiere, Lupinen, Milch (einschliesslich Lactose) Schalenfrüchte, d. h. Mandeln, Haselnüsse, Walnüsse, Kaschunüsse, Pekannüsse, Paranüsse, Pistazien, Makadamianüsse und Queenslandnüsse, Sellerie, Senf, Sesamsamen, Sojabohnen, Weichtiere  (z. B. Muscheln, Schnecken, Tintenfische).

Hinsichtlich der Diagnose ist die einfachste und effektivste Methode das Führen eines Ernährungs- und Beschwerdentagebuches, mit dessen Hilfe der zeitliche Zusammenhang zwischen Aufnahme der potenziell unverträglichen Nahrungsmittels und den Symptomen aufgedeckt werden kann. Wird ein bestimmtes Lebensmittel als unverträglich bzw. allergen verdächtigt, sollte eine mehrwöchige Ausschlussdiät mit Vermeidung  des bestimmten Nahrungsmittels  sowie einer anschließenden Provokationsdiät erfolgen. Weitere ärztliche Diagnoseverfahren sind Hauttests mit verschiedenen Nahrungsmittelextrakten (z. B. Prick-Test), Bestimmung des Gesamt-IgE im Serum sowie Bestimmung von allergenspezifischen IgE-Antikörpern im Serum (z. B. RAST-Test) im Rahmen einer Blutabnahme.

Während also eine Allergie durch eine Abwehrreaktion des Körpers hervorgerufen wird, bei dem das Immunsystem fälschlicherweise auf bestimmte Stoffe im Essen (die Allergene) anspringt, basiert eine Nahrungsmittelunverträglichkeit auf einem Fehler im Stoffwechsel. Häufig sind wie etwa bei der Fructose- oder Laktoseunverträglichkeit bestimmte Enzyme defekt oder es mangelt an Transportereiweißen, so dass der Stoff nicht richtig abgebaut werden kann. Das Immunsystem ist an dieser Reaktion nicht beteiligt.

Es entstehen dabei im Anschluss an die Aufnahme meistens massive Bauchsymptome mit Schmerzen, „ Bauchschneiden“, Blähungen, Übelkeit und Durchfälle. Auch für diese „ Unverträglichkeiten“ gibt es entsprechende Tests im Blut oder über Atemtests und Stuhlanalysen. ( Laktose, -Fructosetoleranztests).

Die häufigste Differentialdiagnose zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten ist das sogenannte Reizdarmsyndrom, bei dem es ebenfalls zu Schmerzen oder Unwohlsein im Bauchraum zusammen mit einer Veränderung in den Stuhlgewohnheiten kommt. In diesem Fall hat die Erkrankung in den meisten Fällen jedoch eine psychosomatische Ursache und ist eine Ausschlussdiagnose, d.h. alle in Frage kommenden „ Unverträglichkeiten“ müssen im Vorfeld ausgeschlossen werden.

Zusammenfassend ist es wichtig, Nahrungsmittelallergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten strikt auseinanderzuhalten und gegebenfalls von einem Reizdarmsyndrom abzugrenzen.

Ihr behandelnder Arzt unterstützt sie bei einer exakten Diagnosestellung, damit Sie nicht Gefahr laufen, von diversen „ Ernährungsberatern“ abgezockt zu werden und womöglich neben einer unnötigen finanziellen Belastung auch noch sinnloserweise auf Lebensmittel verzichten, die Ihnen Spass machen.