Meningitis unter schwulen Männern – eine Entwarnung!
Es herrschte mitunter große Aufregung in der Community , als im Frühling dieses Jahres in diversen amerikanischen Gazetten von einer “neuen Schwulenseuche” die Rede war. Gemeint war “Meningitis”- die bakterielle Gehirnhautentzündung. Laut NY Health Departement sei es seit 2010 zu 22 Neuinfektionen und 7 Todesfällen unter MSM (men having sex with men) gekommen.
Schwule Männer reisen grossteils gerne und sind häufig überall auf der Welt gut vernetzt. So ließen erste besorgte Anfragen und Forderungen nach der vorhandenen Meningitis Schutzimpfung auch in unserer Sprechstunde nicht lange auf sich warten.Zunächst ein paar grundlegende Fakten:
Eine Meningitis ist eine Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute, der Hüllen des zentralen Nervensystems (ZNS). Sie kann durch Viren, Bakterien oder andere Mikroorganismen verursacht werden, aber auch aufgrund nichtinfektiöser Reize auftreten.Da eine bakterielle Meningitis aufgrund der unmittelbaren Nähe der Entzündung zu Gehirn und Rückenmark grundsätzlich lebensbedrohlich ist, stellt eine Meningitis bis zum sicheren Ausschluss einer bakteriellen Ursache immer einen medizinischen Notfall dar. Von den Bakterien kommen vor allem Meningokokken, Pneumokokken und Haemophilus influenzae als Erreger in Frage.Insgesamt fühlt sich ein Meningitis Patient schwerstens krank. Die häufigsten Symptome einer Meningitis sind Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit, verbunden mit hohem Fieber, Verwirrtheit oder Bewusstseinsminderung, Übelkeit und einer Überempfindlichkeit gegen Licht und laute Geräusche. Ein charakteristischer Hautausschlag mit punktförmigen Blutung gilt als Hinweis auf das Vorliegen einer durch Meningokokken hervorgerufenen Meningitis.
Das wichtigste Faktum betrifft jedoch die Übertragungswege:
Meningokokken-Erkrankungen ereignen sich in epidemischer Form, wenn viele Menschen erstmals in größerer Anzahl zusammenleben. Dies kommt beispielsweise bei kasernierten Rekruten während einer Mobilmachung, bei den Erstjahrgängen eines Collegesoder auch bei Pilgerfahrten wie der jährlichen Haddsch vor. Für das Auftreten von Epidemien spielen einerseits klimatische Bedingungen (kalte, trockene Perioden), andererseits auch soziale Faktoren eine bedeutende Rolle. Meningokokken-Meningitis-Epidemien werden – aufgrund der Übertragung als Tröpfcheninfektion – begünstigt, wenn viele Menschen auf engstem Raum unter schlechten Bedingungen zusammenkommen. Dies gilt im Besonderen auch für Flüchtlingslager.
In westlichen Ländern kommen etwa 3 Fälle einer bakteriellen Meningitis auf 100.000 Einwohner pro Jahr vor. Es ist selbsterklärend, dass, je grösser eine Menschenansammlung ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens und der Übertragung.
Auch in 2/3 der New Yorker Meningitisfälle erfolgte die Übertragung scheinbar bei großen Partyevents, wo Zehntausende Menschen „ abtanzten“.
Anhand der obig beschriebenen epidemiologischen Fakten ist ersichtlich, dass die hysterische Presse völlig außer Acht lässt, dass Meningitis weder exklusiv bei MSM auftritt noch exklusiv durch Sex übertragen wird.
In Österreich existiert bislang kein einziger Fall, bei dem das Auftreten einer Meningokokken- Meningitis mit „ schwulem Sex“ in Verbindung gebracht werden kann.
Zur Vorbeugung der Meningokokken-Meningitis steht weltweit ein ausgezeichnet verträglicher Impfstoff zur Verfügung.
Sollte es zum Ausbruch der Erkrankung kommen, steht sofortige Diagnostik und Therapie im Vordergrund. Der wichtigste Faktor für den Ausgang der Erkrankung ist der rasche Einsatz einer Antibiotikatherapie (Penicilline, Cephalosporine). Falls ein länger dauernder Kontakt mit einem Erkrankten bestanden hat, ist eine dreitägige Antibiotika-Prophylaxe zu empfehlen. Das bedeutet, dass ein Antibiotikum (z.B. Rifoldin oder Ciproxin) eingenommen wird, um die Besiedlung des Nasen-Rachenraumes und somit einen möglichen Krankheitsausbruch zu verhindern. Diese Maßnahme ist jedoch nur bei engstem Kontakt, z. B. für Familienangehörige, erforderlich.
Zusammengefasst:
Die Meningokokken- Meningitis hat anhand der derzeitigen Datenlage keinen exclusiven Bezug zu MSM und schwulem Sex. Diesbezügliche Schlagworte wie „ neue Schwulenseuche“ sind medizinisch haltlos und inkorrekt.
Es existiert eine Schutzimpfung für alle Altersgruppen ( auch bei Kleinkindern bereits im Impfplan vorgesehen).
Im Falle einer Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung existiert eine adäquate antibiotische Therapiemöglichkeit, wie so oft hängt der Ausgang der Erkrankung von einer raschen Diagnose und Therapie ab.