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HIV-Therapie – wann starten?

Vergangenes Jahr konnten wir 15-Jahre moderne HIV-Therapie (ART=antiretrovirale Therapie) feiern – seit 1996 ist die HIV-Infektion effektiv und dauerhaft behandelbar.

Seit dieser Zeit gab es nicht unerhebliche Verbesserungen in Bezug auf weniger Einnahmezeiten (1x täglich), geringere Tablettenzahl und immer selteneren und leichteren Nebenwirkungen – eine Tablette täglich zur Behandlung von HIV ist inzwischen Realität. Trotz dieser revolutionären Fortschritte bei der Behandlung gibt es noch immer keine wirklich aussagekräftigen Studien, wann der ideale Zeitpunkt für den Start der Therapie ist.

Die heutige moderne HIV-Therapie ist der Erfolg von 25 Jahren intensiver Forschung und Kooperation von Pharmafirmen, Wissenschaftlern und behandelnden Ärzten weltweit. Die Einnahme der HIV-Therapie garantiert ein stabiles Immunsystem, verhindert den Ausbruch von AIDS und garantiert so eine nahezu normale Lebenserwartung. Sozusagen als „Nebeneffekt“ sinkt das Infektionsrisiko, welches von einer optimal behandelten HIV-infizierten Person ausgeht, deutlich.

Die Frage, wann der ideale Zeitpunkt ist mit der Therapie zu beginnen, ist allerdings noch immer nicht endgültig beantwortet. Wissenschaftliche Studien belegen lediglich, dass allerspätestens bei einem Abfall der Helferzellen auf 350 die Therapie eingeleitet werden soll, bei Werten darunter steigt das Erkrankungsrisiko deutlich an.

Vorerst muss man sich die Frage stellen, warum nicht jeder HIV-positive Patient sofort, nach Diagnosestellung, behandelt wird. Dies kann man eigentlich nur geschichtlich begründen. Die HIV-Behandler der ersten Stunden waren gewohnt, hochtoxischen Substanzen, die massive Nebenwirkungen hatten und aufwändig einzunehmen waren, einzusetzen. Aus diesem Grund war man extrem zurückhaltend mit dem Einsatz dieser Substanzen. Dieser „Geist der Zurückhaltung“ scheint – etwas provokant gesagt – auch trotz dem Vorhandensein viel moderner Substanzen noch immer in den Hinterköpfen der maßgeblichen Wissenschafter und Ärzte „herumzuspuken“. Die Guidelines der Europäischen AIDS-Gesellschaft (EACS) rät spätestens beim Abfall der CD4-Zellen auf 350 mit der Therapie zu beginnen, befinden sich die CD4-Zellen zwischen 350 und 500 wird einer Therapie nur beim vorliegen zusätzlichen Risikofaktoren, wie Hepatitis, einer sehr hohen Viruslast (über 100.000)  oder einem höheren Lebensalter empfohlen. Die IAS-USA (International Antiretroviral Society-USA) rät zu einem Therapiebeginn unter 500 CD4-Zellen („ART is recommended“) bei Werten über 500 CD4-Zellen (also bei Normalwerten, wie sie auch bei HIV-negativen vorhanden sind) sollte ein Therapiebeginn überlegt („ART should be considered“) und mit dem Patienten diskutiert.  werden. Grosse amerikanische HIV-Behandlungszentren setzen diese Empfehlung bereits um. Dieser frühe Einsatz der HIV-Therapie hat zwei Vorteile: zum einen bleibt das Immunsystem des Patienten stabil, die chronische Infektion und die daraus resultierende chronische Entzündung mit all ihren Folgen für die inneren Organe wird gestoppt, zum anderen nimmt die Infektiosität des Patienten dramatisch ab, sodass man zusätzlich zu Safersex die Ausbreitung von HIV mit einer zweiten effektiven Maßnahme unterbinden kann.

Wir setzen in unserer Praxis bereits seit vergangenem Jahr die Therapieempfehlungen der IAS-USA (International Antiretroviral Society-USA) um. Wir empfehlen einen Therapiebeginn unter 500 CD44-Zellen und diskutieren einen früheren Therapiebeginn (über 500 CD4-Zellen) ausführlich mit dem Patienten.

Tipp:  Immer wieder sehen wir sehr fortgeschrittene HIV-Infektionen, bei denen bereits eine deutliche Immunschwäche, mit CD4-Zellen unter 200, vorliegt. Auch unter Verwendung moderner Medikamente benötigt es eine sehr lange Zeit bis sich das Immunsystem wieder erholen kann. Eine rechtzeitige Diagnose ist daher auch heutzutage noch extrem wichtig. Wir raten zu jährlichen HIV-Tests, im Regelfall mit der Vorsorgeuntersuchung beim Hausarzt oder bei den AIDS-Hilfen. Wenn eine HIV-Infektion diagnostiziert ist, ist es ratsam sich einen Arzt seines Vertrauens zu suchen und mit diesem das weitere Vorgehen zu besprechen.